Gewisse Ereignisse im Leben sind schmerzhaft, können jedoch eine ungeahnte geistige Bereicherung bedeuten. Wir treffen uns mit Marylène Le Bihan, einer Frau, die von Saint-Exupéry und dem „kleinen Prinzen“ getragen wird und die unaufhörlich ihre Leidenschaft an alle weitergibt, die sie trifft…

Bevor wir über Marylène und ihre Passion sprechen, möchten wir ihre Geschichte erzählen. 1990 verliert sie ihren kleinen zweijährigen Sohn Morgan. Am nächsten Tag hält ein befreundeter Pfarrer eine Messe für den kleinen Verstorbenen und liest das Kapitel XXVI des „kleinen Prinzen“, in dem dieser seinem Freund dem Piloten verrät, wie er ihn nach seiner Heimreise finden kann: „Es wird aussehen, als wäre ich tot, und das wird nicht wahr sein…”, sagt er ihm. Der kleine Prinz erklärt seinem Freund, dem Piloten, dass er immer für ihn gegenwärtig sein werde, wenn dieser in den Himmel blicken und unter den vielen Sternen seinen Planeten sehen werde, von dem der kleine Prinz ihm zulachen werde.
Einige Zeit später spielt derselbe Pfarrer Marylène die Schallplattenaufnahme vor, in der Gérard Philipe den Text von Antoine de Saint-Exupéry liest. Marylène hört sich diese Aufnahme mehrmals an und entdeckt einen Text wieder, den sie kurz in der Schule behandelt hatten. Diesmal jedoch erkennt sie dessen Schönheit und tiefen Sinn. Man schenkt ihr eine Biografie über Saint-Exupéry. Eine Leidenschaft ist geboren!

Auf der Suche nach Saint-Exupéry
Beim Lesen der Biografie und der Texte von Antoine de Saint-Exupéry entdeckt Marylène einen „Mann mit einem großen Herzen und wahren Werten“. Sie besucht die Orte, an denen Saint-Exupéry weilte, und trifft einige seiner Erben. 1996 wird sie von Howard Scherry, einem bekannten amerikanischen Spezialisten Saint-Exupérys, ermutigt, selbst Vorträge über Antoine de Saint-Exupéry und sein Werk zu halten. Sie spricht über das Abenteuer von Aéropostale, die Freunde von Saint-Exupéry und vor allem über den „kleinen Prinzen“, seinen Sinn und seine Werte. Marylène erinnert sich an eine sechsmonatige Arbeit mit einer Vorschulklasse. „Die Reflexionen der Kinder entsprachen ungeachtet ihres Alters durchaus der Unbedarftheit eines Texts, dessen Botschaft sie problemlos verstanden.“ Marylène richtet sich an ein breites Kinderpublikum. Manche dieser Kinder, inzwischen Teenager, erkennen sie wieder und danken ihr, sie gelehrt zu haben, was Freundschaft ist. „In diesen Momenten sage ich mir, dass ich mein Ziel erreicht habe“, vertraut Marylène uns an.

Ein Freund, ein Begleiter und Wegweiser
„Der kleine Prinz“ hat Marylènes Leben verändert. Dank Antoine de Saint-Exupéry sieht sie ihre Mitmenschen mit anderen Augen und ist in der Lage, hinter der äußeren Hülle „das Unsichtbare zu zu sehen“. Begegnungen mit anderen Menschen haben jetzt einen anderen Stellenwert, und sie ist in der Lage, die Welt mit ihrer Kinderseele wahrzunehmen. „Der kleine Prinz“ hat ihr geholfen, ihre Trauer und Verzweiflung zu überwinden und anderen, die vielleicht auch das Bedürfnis haben, mit dem Herzen zu sehen, diesen Weg aufzuzeigen.